Kyllburg und Malberg am 6. November 2017: Gegen das Vergessen
Sieben Stolpersteine für die Familie Nussbaum
Unter reger Anteilnahme der Bevölkerung sind am 6. November 2017 die ersten vier Stolpersteine in Kyllburg und anschließend die ersten drei Stolpersteine in Malberg verlegt worden.
Etwa 60 Menschen hatten sich um 12 Uhr vor dem Haus Bahnhofstraße 5 in Kyllburg eingefunden, um Hermann Nussbaum, seiner Frau Sara und ihren Kindern Joseph Alfred und Rebecka Nussbaum in einer schlichten, aber würdigen Feier zu gedenken. Während der Kölner Künstler Gunter Demnig die Stolpersteine vor dem Schaufenster des derzeit leerstehenden Hauses setzte, wurden die Namen und Schicksalsdaten der vier Menschen verlesen, an die an diesem Tag in Kyllburg erinnert werden sollte. In einer kurzen Ansprache zog Stadtbürgermeister Wolfgang Krämer die Linie von den Ereignissen während des Nationalsozialismus zur Gegenwart: Das Schicksal der Familie sei auch Mahnung, dem Ruf nach „scheinbar einfachen, radikalen Lösungen“, der aktuell immer lauter werde, etwas entgegenzusetzen.
Fortgesetzt wurde die Gedenkveranstaltung um 13 Uhr vor dem Haus Schlossstraße 43 in Malberg, wo sich ebenfalls etwa 60 Menschen eingefunden hatten, um der Geschwister Adelheid, Johanna und Simon Nussbaum zu gedenken, die 1942 elendig in Theresienstadt zugrunde gegangen oder in den Gaskammern von Treblinka und Belzec grausam ermordet worden sind. Hier erinnerte der 1. Beigeordnete und derzeit amtierende Ortsbürgermeister Joachim Schmitt an die ehemaligen jüdischen Malberger Mitbürger, während Gunter Demnig die drei Stolpersteine ins Pflaster einließ.
Auffallend war besonders die Anwesenheit vieler älterer Malbergerinnen und Malberger, die die Ermordeten zum Teil noch persönlich gekannt haben. Mit großer Anteilnahme wurde dem Zeitzeugenbericht von Hubert Weinand gefolgt, der als Neunjähriger den Pogrom vom 9. November 1938 erlebt hat.
Mit Lisa Watson war eine Enkelin von Rebecka Nussbaum aus Kyllburg eigens aus New Jersey in den USA angereist, um an der Gedenkfeier teilzunehmen. Sie verlas einen Brief ihrer Mutter Emily Watson, in dem sie in ergreifender Weise von dem Trauma ihrer Mutter und ihres Onkels nach der Flucht in die USA berichtet und über ihre eigenen Gefühle im Verlauf des Stolpersteinprojekts.
Anschließend sprach Lisa Watson, zusammen mit Henri Juda, dem Vorsitzenden der Vereinigung MemoShoa aus Luxemburg, das Kaddisch, das jüdische Totengebet.
Umrahmt von zwei Stücken, die die Musikerin Catrin Stecker auf ihrer Klarinette vortrug, fand die Gedenkveranstaltung in der gegenüberliegenden Alten Kirche ihren Abschluss. Bei heißem Apfelsaft und Kaffee bestand die gern genutzte Gelegenheit, miteinander ins Gespräch zu kommen.
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Verlegung von Stolpersteinen in Kyllburg und Malberg am 6. November 2017
Programm
Beginn 12.00 Uhr
Kyllburg, vor dem Haus Bahnhofstraße 5
Kurze Ansprache und Verlegung der ersten vier Kyllburger Stolpersteine
durch Gunter Demnig
ca. 13.00 Uhr
Malberg, Verlegung der drei Stolpersteine vor dem Haus Schlossstraße 43
anschließend
Gemeinsame Gedenkfeier in der „Alten Kirche“
(gegenüber Schlossstraße 43)
Zu der Veranstaltung sind alle Kyllburger und Malberger Bürgerinnen
und Bürger und alle anderen Interessierten herzlich eingeladen.